Verschwundenes in Hohenprießnitz

Die Brücke nach Gruna

 
ERZÄHLT WIRD,   dass es vor der Fähre über die Mulde eine feste Brücke gegeben haben soll...
FAKT IST,  

dass es mit Sicherheit Zeiten gab, in der weder eine Brücke noch eine Fähre notwendig waren, weil Hohenprießnitz und Gruna auf der selben Seite der Mulde lagen. Die stark mäandrierende Mulde weist noch auf eine Landkarte von 1750 zwei gleichstarke Muldearme auf, von denen der östlich von Gruna verlaufende unterbrochen ist...
Im selben Jahr sind auf einer anderen Landkarte gleich zwei Brücken zu sehen: die erste zwischen Hohenprießnitz und Gruna und die zweite östlich von Gruna über dem bereits abgeschnittenen Seitenarm.

     
Aussagen über die "Brücke" nach Gruna:  

1541 „Von Gottes Gnaden wir Johann Friedrich, des heiligen römischen Reiches Erzmarschall, Kurfürst, Burggraf zu Magdeburg und Johannes Ernst Gebrüder, Herzog zu Sachsen, Landgraf zu Doringen und Markgraf zu Meißen bekennen für uns und unsere Leibeserben und thun kund, daß wir unseren Rad und lieben, getreuen Asmus Spiegel und seine echten Leibeslehenserben diese hernach geschriebenen Güter und Zins von uns zu Lehen mit Namen: das Schloß Gruna mit dem Dorf davor gelegen ... mit dem Zoll über die Brücken, von den Bierwagen (doch außerhalb derer, welche zu Halle Bier zu Torgau holen, die sollen, wie jetzt auf Eilenburg gehen) Getreide-Wagen, Holzwagen, Hopfenwagen auch einspennige, zweispennige und dreispennige Holzwagen, ..."
1547 „Von Gottes Gnaden wir Moritz, Herzog zu Sachsen des Heiligen römischen Reiches Erzmarschall etc. Das Schloß Grunau mit dem Dorfe davor gelegen mit ... seinem Kirchlehen, Zinsen, Frohndiensten, Feld und Kynbruch mitsammt der Heide und Aue am Schloß Grunaw gelegen, ... Weiden, Holzmarken, Triften, ... Jagd und was vor Alters dazu gehört, mit dem Zoll über die Brücken ... auch was von dem Vieh, was um die Elbe verkauft wird mag darüber getrieben werden."
Grohmann (1901) ergänzt: 1734 ist der Brückenzoll noch erwähnt, 1813 war die Brücke nicht mehr da.

     
erste Brückendarstellung auf einer Landkarte von 1750   zurück
     

FAZIT:

 

Die Brücke nach Gruna hat existiert! Der ehemalige Standort lässt sich im Bereich der heutigen Fähre vermuten, da hier auch die spätere Wagenfähre mit Sicherheit wegen der vorhandenen Straßen eingerichtet worden ist. Hinzu kommt, dass man mit Fuhrwerken nur durch die so genannten Hohlwege in die Muldeaue herab kam und diese auch mit schwerer Last wieder hochwärts ziehen konnte. Sowohl die heutige Muldenstraße als auch der Weg zwischen der Fähre und der B 107 boten sich geradezu an, um den Höhenunterschied von 20 Metern zu überwinden.
   
KURIOSES:   Oberhalb der Fähre hat es auch bis Anfang der 1990er Jahre eine Brücke gegeben. Sie war allerdings demontiert und lagerte an der Verbindungsstraße Eilenburg / Düben in der Nähe des Roten Hauses und sollte nur im "Ernstfall" durch die Pioniere der NVA aufgebaut werden. So mancher "Wessi" beabsichtige, diese mit dem Auto zu nutzen, weil sie auf westdeutschen Landkarten natürlich eingezeichnet war...
     
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